Rudelbumsen zu Helene Fischer

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Alle Pärchen kennen sich, ratschen und lästern am All you can eat Buffet.

 

Ja, es gibt sie tatsächlich, die Klischees auf Swingerparties. Wie stellt man sich eine Swingerparty vor, wenn man noch nie auf einer war?

Unansehnliche, etwas in die Jahre gekommene Ehepaare: Er, Helmut, 54, Bierbauch. Sie, Dagmar, 51, halb rausgewachsene Dauerwelle. Alle Pärchen kennen sich, ratschen und lästern am All you can eat-Buffet:

„Hast du die Titten gesehen? Die sind doch gemacht!“

„Mensch, Erwin, schön Dich zu sehen, das war so toll mit Dir letzte Woche!“

„Brigitte, bist du am Mittwoch wieder beim Stammtisch dabei? Wir brauchen noch jemanden für den Salat, dein Schichtsalat letztes Mal kam so gut an!“

Dann watscheln die Herren in ihren Adiletten und Handtuch um die Lenden und schauen wo und in wen sie jetzt abspritzen können.

 

Genau so habe ich mir das vorgestellt. Dann watscheln die Herren in ihren Adiletten und Handtuch um die Lenden durch die Räume und schauen, wo und auf bzw. in wen sie jetzt abspritzen können. Und zwar schnell, man hat ja nicht ewig Zeit und der Dackel ist doch so ungern alleine zu Hause.

Ich weiß, ganz platte Klischees, aber leider gab es da einen Club, wo es exakt so war.

Es ist alles dabei. Von der Mercedes E Klasse bis zum B Corsa.

 

Samstag Abend, irgendwo im Großraum München. Der Parkplatz ist gesteckt voll und wir ergattern weit hinten noch eine kleine Lücke. Auf dem Weg zum Eingang checken wir die Autos. Es ist alles dabei. Von der Mercedes E-Klasse bis zum B Corsa – alles.

Am Eingang läuft es wie immer. Wir werden von der Security kurz gecheckt – optisch und dann freundlich an der Kasse begrüßt. Pärchen zahlen nur die Hälfte, Single-Frauen noch weniger und Single-Männer dafür den vollen Preis, der schon gerne um die 100,-€ liegt. Kein Wunder, dass diese dann dementsprechende Vorstellungen von solch einem Abend haben.

Sobald man stehen bleibt, haben die ihre Hand am Schwanz.

 

Wir wussten vorher, dass es einen eigenen Bereich nur für Pärchen gab. Das war uns wichtig. Notgeile Single-Männer, die einem überall hinterherlaufen, einen ungefragt antatschen („Oh, das war ein Versehen…“) und sobald man stehen bleibt ihre Hand am Schwanz haben, gehen überhaupt gar nicht!

Also ziehen Daniel und ich uns in Ruhe um und erkunden die Räumlichkeiten. Im unteren Bereich erwartet uns eine sehr große Bar mit vielen Sitzgelegenheiten. Auf einer Großleinwand läuft ein Porno. Wichsende Jungs sitzen auf der großen Ledercouchlandschaft und lassen sich inspirieren. Naja, das ist schon mal nicht mein Ding, aber immerhin ist keiner aufdringlich.

Gevögelt hat am Buffet noch keiner.

 

Im Raum daneben ist das Buffet aufgebaut. Anfangs fand ich es ziemlich seltsam, sich vor dem Sex erstmal den Bauch voll zu schlagen, aber wir haben mittlerweile Gefallen daran gefunden, denn hier findet oft die erste und zwanglose Kontaktaufnahme statt. Hier gibt es einfach nur Essen, ganz geregelt am Tisch. Gevögelt hat hier meines Wissens noch keiner. Wir bedienen uns und setzen uns an einen kleinen Tisch. Bevor ich für einen Nachschlag aufstehe (das Essen ist überraschend gut), sehe ich einen Mann am Tomate-Mozarella Tablett stehen – unten ohne. Also richtig ohne.

Sein Schwanz schrammt gefährlich nah am Mozarella vorbei.

 

Er trägt ein Achselshirt, Feinripp, weiß und dazu Adiletten, sonst nichts. Was da baumelt und gefährlich nah am Mozarella vorbeischrammt, sieht NICHT schön aus! Ich habe keinen Hunger mehr und als unser Nachbartisch geschlossen zu Viert aufsteht, mit dem Satz „So, dann schreiten wir mal zur Tat!“, bekomme ich plötzlich Lust auf einen starken Gin Tonic.

Dieses positive Gefühl schlägt beim Betreten des oberen Stockwerks sofort um.

 

Ok, Zeit den ersten Stock zu erkunden, der Pärchenbereich. Tatsächlich gibt es hier eine Tür mit Security, der ausschließlich Pärchen einlässt. Das haben wir auch schon anders erlebt und sind positiv überrascht. Dieses positive Gefühl schlägt beim Betreten des oberen Stockwerks leider sofort um.

Wer will noch mal, wer hat noch nicht?

 

„Wir ziehen durch die Straßen und die Clubs dieser Stadt, das ist unsre‘ Nacht, wie für uns beide gemacht. Oho, oho!“

What? Euer Ernst? Wir stehen mitten im Tanzbereich und DJ Horst mit buschigen Brustfell und Goldkettchen gibt alles. Es gibt sogar Ansagen schlechter als auf dem Jahrmarkt. „Nächste Runde, nächste Runde! Wer will noch mal, wer hat noch nicht?“ Gemeint sind Musikwünsche die man bei ihm abgeben kann – nicht die nächste Vögelrunde.

Hier stoßen Bierbäuche ihre geilen Schwänze zwischen weit gespreizte Beine.

 

Beim Blick in den direkt angrenzenden Nebenraum (die Spielwiese) komme ich ins Zweifeln, ob die dort Tätigen das auch so verstanden haben. Hier geht’s ab! Und zwar richtig! Hier stoßen Bierbäuche ihre geilen Schwänze zwischen weit gespreizte Beine, irgendwo stecken Köpfe tief versunken in schweißigen Schößen und überall Hände, Zungen, lautes Stöhnen und viel Schweiß.  Es stinkt abartig nach sämtlichen Körperflüssigkeiten.

Die ‚All you can fick Happy Hour‘ läuft und wir werden von schweiß- und spermaüberzogenen Körpern angerempelt.

 

Ein emsiger Bienenstock ist eine Wellnessoase im Vergleich zum Rudelgebumse zu Helene Fischer. Zwischen der Fickwiese und den sanitären Einrichtungen ist nämlich die Tanzfläche, auf der Daniel und ich gerade stehen. Da augenscheinlich gerade die ‚All you can fick-Happy Hour‘ läuft und jeder schnellstmöglichst einen abstecken, (hoffentlich) duschen und wieder abstecken will, stehen wir in der Pendlerspur und werden von schweiß- und spermaüberzogenen Körpern angerempelt.

Unsere Lust, uns ebenfalls ins Rudelbumsen zu werfen, ist weg.

 

Ich weiß jetzt schon, dass ich morgen Herpes habe. Ist das eklig! Daniel schnappt mich, platziert mich an der Bar und endlich bekomme ich meinen Gin Tonic. Nach dem ersten kurzen Schock, fangen wir uns recht schnell und plötzlich müssen wir lachen. Passiert das wirklich gerade? So viele Klischees auf einem Haufen – wortwörtlich! Das glaubt uns doch niemand. Unsere Lust, uns ebenfalls ins Rudelbumsen zu werfen, ist wie weggeblasen – nicht wortwörtlich. Aber jetzt haben wir Spaß am Lästern, Beobachten und der Ekel wird weniger.

Rudelbumsen zu Helene Fischer gibt’s also wirklich!

 

Der Gestank wird leider nicht weniger, deswegen wird für uns bald klar, dass wir den Rückzug antreten. Daheim liegen wir geduscht in unserem frisch bezogenen Bett und schütteln den Kopf. Was für ein Abend! Rudelbumsen zu Helene Fischer gibt’s also wirklich!

Übrigens: angesprochen hat uns kein einziger! Kontaktaufnahme gibt’s wohl nur mit dem erigierten Glied… Schade eigentlich.

 

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